Attraktive Festgeldzinsen in Kanada

Trotz eines leichten Rückgangs des „Consumer Price Index“ („CPI“) im August auf aktuell 7% (vs. 7,6% bzw. 8,1% in den Vormonaten) liegt Kanadas Inflationsrate auf einem immer noch zu hohen Niveau. Insbesondere die Kerninflationsrate, d.h. der Index ohne Berücksichtigung von Energie- und Nahrungsmittelpreisen, bereitet der kanadischen Zentralbank (Bank of Canada, „BoC“) Kopfzerbrechen.

In einer historisch einmaligen Zinserhöhungsserie hat die BoC proaktiv seit März d.J. die Zinsen für die sogenannten „Overnight-Rates“ (also die Zinssätze, zu denen sich große kanadische Banken untereinander Geld leihen) auf aktuell 3,25% erhöht. Damit nimmt sie auch das Risiko einer (milden) Rezession in Kanada im Jahr 2023 in Kauf. Sie befindet sich damit auf gleicher Linie wie die amerikanische Zentralbank (FED), was proaktive Inflationsbekämpfung und aggressive Rhetorik betrifft, auch um die Inflationserwartungen der kanadischen Konsumenten und Arbeitgeber im Hinblick auf Preise und Löhne zu dämpfen.

Ursache der hohen (Kern-) Inflation ist lt. BoC insbesondere eine starke “Überhangnachfrage” von Verbrauchern und Unternehmen nach mehr Waren, Dienstleistungen und Arbeitskräften, die auf entsprechend reduzierte Angebote der Wirtschaft trifft. Klare Indizien hierfür sind eine niedrige Arbeitslosigkeit, ein hoher Arbeitskräftemangel und tendenziell steigende Löhne. Als weiteren Grund nannte die BoC die tendenzielle Abwertung des kanadischen Dollars gegenüber dem US-Dollar in den letzten Wochen, was die US-Importpreise erhöht hat. Weitere Inflationsrisiken sind gem. der BoC auch im anhaltenden Ukraine-Krieg oder bei möglichen neuen COVID-19-Ausbrüchen zu sehen, die die Lieferketten weiter behindern könnten. Weitere Zinserhöhungen auf der Zentralbanksitzung am 26.10. (vermutlich +0,5%) und bis zum Jahresende dürften also vorprogrammiert sein. Insgesamt erwarten Marktteilnehmer nunmehr einen Anstieg der Overnight-Rates auf über 4% bis zum Jahresende.

Was die kanadische Wirtschaft insbesondere in zinssensitiven Sektoren wie dem Wohnungsbau belastet, freut kanadische Sparer und Anleger: Denn die Festgeldzinsen in Kanada sind stark gestiegen. Aktuell erhalten Anleger unter bestimmten Voraussetzungen für sogenannte „Guaranteed Investment Certficates“, d.h. Inhaber-Schuldverschreibungen von Top-kanadischen Banken, bereits weit über 4% p.a. fest auf ein Jahr. Und viele Anleger nutzen diese Situation, um mit flexiblen, auch attraktiven unterjährigen Konditionen ihr Bargeld zu „parken“ und damit geduldig auf Einstiegsgelegenheiten in den Wertpapier- oder Immobilienmärkten zu warten.